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Bye Bye Birdy
oder

Der verschwundene Wellensittich

Gestern Abend war es also mal wieder soweit, das gewisse Gespräch hatte sich abermals angekündigt, wie ich es schon, so scheint es mittlerweile, unzählige male zuvor bereits erlebt hatte. Wir hatten am Tag zuvor bereits kurz telefoniert und den Termin in dem für mich nunmehr, für diesen Zweck üblichen Cafe vereinbart, wir wollten so gegen Acht Uhr da sein.

Ich stieg also rechtzeitig in mein Auto und fuhr zügig los, damit ich auch nicht zu spät kommen würde. Ungefähr eine Viertelstunde vor dem Treffen kam dann auch die übliche Nervosität, ohne die so ein Gespräch leider nicht abläuft. Na ja, ich war es ja irgendwie schon gewohnt.  Selbstredend war ich dann auch der erste am Geschehen und bestellte mir, bevor sie dann wenige Minuten später auch ankam, noch eine heiße Zitrone, da ich Gesundheitlich etwas geschwächt war. Wir begrüßten uns freundlich und sie begann dann auch gleich in der mittlerweile von der Kellnerin, die im übrigen recht attraktiv war, etwas dass mir bei dieser Gelegenheit eigentlich immer auffällt, gebrachten Getränkekarte stundenlang nervös hin und her zu blättern, ohne recht zu wissen was sie eigentlich haben möchte. Was mich in Gedanken auch schon auf die Frage brachte, was sie denn nun eigentlich wollte, ich meinte damit natürlich auf mich bezogen. Aber den Moment erkennend wartete ich noch, denn an diesem Abend war es nicht an mir mich zu rechtfertigen, sondern im Grunde konnte ich mich beruhigt zurücklehnen und gemütlich dem alten Schauspiel zusehen. Schließlich bestellte sie, beim dritten Nachhacken der Kellnerin, dann doch noch eine Cola, was mich an dieser Stelle nicht mehr wirklich überraschte. Jetzt begann der eigentliche Tanz, der sich immer schön genau nicht um uns drehte, sondern wir tauschten eher neutrale Geschichten über das vergangene Wochenende, über die Arbeit, das Studium, über Alltägliches aus. Bis wir schließlich und endlich anfingen über die zwischenmenschlichen Beziehungen uns bekannter und gemeinsamer Freunde zu plaudern und dazu die nötigen Gerüchte über diese und jenen genauer zu untersuchen. Während des ganzen Abends bestürmte ich sie geradezu mit meinem Blick, studierte wie sie nervös auf ihrer Unterlippe herumkaute, wie sie eine Zigarette nach der anderen rauchte, wie sie gedankenverloren auf irgendeinen Punkt am Boden starrte und wie sie schnell meinen durchdringenden Blicken ausweichte, wie sie innerlich gegen sich selbst ankämpfte, aber es dennoch nicht schaffte, sich aufzuraffen und mir endlich die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.

An einem mir günstig erscheinenden Punkt, des bis dato eher ungefährlichen Gespräches, ging ich nun doch von meiner betrachtenden Haltung kurz in die Offensive und fragte sie geradeheraus, was den nun mit ihr sei, oder besser gesagt mit uns. Daraufhin folgte dann dieser gewisse Blick, der einem genau sagt, was jetzt kommen wird, der einen noch einmal anfleht, dass bisher Ungesagte trotzdem zu verstehen und nicht noch weiter nachzubohren, der einem sagen soll, komm mach es mir bitte leicht und frage nicht weiter, lass mich dir nicht weh tun müssen. Aber dafür war es natürlich längst zu spät, hatte ich den Schmerz doch längst schon gespürt und holte mir hier nur noch mal das offizielle Endergebnis, damit ich wieder in Frieden würde weitergehen können.

Zögernd begann sie nun, versuchte es aber letztendlich doch recht schnell hinter sich zu bringen. Ich hörte so Sätze wie, "es tut mir leid", "ich will dir nicht weh tun", "bist du böse auf mich" und vor allen dingen, "ich hoffe wirklich, dass ich dich nicht als Freund verliere", oder, "denkst du wir können wirklich Freunde sein". Das Gesagte wiederholte sich dann den Rest des Abends über noch des öfteren in sich abwechselnder Reihenfolge und ich gab, die mir geläufigen Antworten von mir, meinen Text hatte ich selbst ja schon oft genug aus dem Mund anderer gehört und auch selbst schon das ein oder andere mal von mir gegeben. Ich versuchte ihr zuzuhören, sie zu verstehen, sie zu beruhigen. Sagte ihr, dass auch ich will das wir Freunde bleiben, dass es ja auch keinen Grund gäbe, der dagegen spricht, dass ich auch keinen Grund hätte auf sie Böse zu sein. Ich spielte mal wieder den Therapeuten und hörte mir geduldig ihre Sorgen und Probleme an, gab Ratschläge aus meiner Erfahrung heraus und forderte sie mit meinem starren Blick immer wieder auf weiter zu erzählen.

Aber selbst der beste Abend erreicht einmal ein Ende und wir bezahlten, standen auf und ich begleitete sie noch ein Stück bis zur U-Bahn. Dort folgte die nunmehr übliche Abschiedsszene, sie, mit betroffenem Blick und ich distanziert, mit meinen Händen in den Hosentaschen. Kurz war diese vorerst letzte Musterung des gegenüber, wir sagten Ciao, sie küsste mich links und rechts auf die Wange, ich, etwas überrascht davon, habe es erst bei der rechten Wange noch einigermaßen elegant hingebracht, die Küsse zu erwidern, komisch, dass überrascht mich irgendwie dann doch noch immer. Schließlich nahmen wir uns noch einmal fest in die Arme und sie flüsterte noch: " Ich hoffe wir können wirklich Freunde bleiben." Darauf ich " Klar, wird schon werden, wir sehen uns ja dann nächste Woche Donnerstag.",
 " Ja, stimmt, also Ciao." , " Ciao".
Dann ging ich weg und fuhr wieder nach Hause, es war mal wieder einer dieser Abende gewesen.
Ich versank in einen wohligen Schlaf und nahm Abschied.
Bye, Bye, Birdy ...

 

 




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